Aber ich liebe Sie doch Madame … Jetzt kommt Casanova!
Neue Sonder-Ausstellung in Vorbereitung – Rokoko- Mobilität in charmantester Form: Der Venizianer Casaova, mehrsprachiger Jurist und Theologe, allem Leichten gegenüber so aufgeschlossen, wie allem Schönen hemmungslos verfallen – verkörpert, wie kaum ein anderer Zeitgenosse, die Möglichkeiten einer angenehmen Lebensgestaltung in einer Epoche, in der sich die Opulenz ein letztes Mal im Rokoko aufbäumt. Casanova beherrscht alle höfisch- gesellschaftlichen Gepflogenheiten und Spielarten par excellence. Und er weiß sie zu nutzten. Keine Verlegenheit, aus der er sich nicht mit Leichtigkeit befreit – keine Gefahr, die er nicht souverän meistert. Dabei kommt ihm sein Drang nach unbedingter Unabhängigkeit und Freiheit entgegen. Casanovas Bindungen an Personen und Orte (… Heimat / Zuhause) sind eher oberflächlich. Deshalb aber seine bespiellose Mobilität als permanente Flucht vor den Konsequenzen seiner „besonderen Lebensform“ zu werten, wäre (überwiegend…) falsch. Casanova lässt sich treiben – immer dorthin, wo das Leben komfortabel und aufregend ist… Casanova ist das personifizierte Rokoko. 60.000 km on tour. Der Chevalier des Seingalt war nicht der einzige, der in der 2. Hälfte es 18. Jahrhunderts „on tour“ war. Unzählige Adelige, Söhne wohlhabender Kaufleute, Künstler und Literaten waren ebenso auf Achse. Die „Grand Tour“ war für die gehobene Gesellschaft ein Muss. Die Gründe aber waren andere. Stellte die Grand Tour ursprünglich den krönenenden Abschluss einer umfassenden Bildungsphase dar, hatten die Reisen Casanovas überwiegend konkrete Ziele. Nur selten fuhr er ins „Blaue“ – in den allermeisten Fällen waren es Empfehlungsschreiben, die ihn an unterschiedlichste Orte und hochgestellte Adressaten führten, von denen er sich weitere Annehmlichkeiten und den Lebensunterhalt für einen unbestimmten Zeitraum versprach. Für Casanova war aber auch das Reisen an sich Vergnügen. Er bevorzugte bequeme Wagen – von den insgesamt 19 eigene nachweisbar sind – und ein rasches Vorankommen. Um das zu gewährleisten, bediente er sich – wo auch immer dies möglich war – der Extra-Post (auf 37.015 von insgesamt rund 60.000 gefahrenen Kilometern durch Europa). Hier nutzte er die gute Infrastruktur der diversen Landesposten. Sie verfügten über einen ausreichenden Bestand an „Mietpferden“ für den Wechsel im Postrelais.
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